Tegernsee, 30.6.2025

Liebe Freundinnen und Freunde der Olaf Gulbransson Gesellschaft,

 

zu dem Artikel „Idylle mit Interessenkonflikt“, der am 25. Juni 2025 in der SZ erschienen ist, möchte ich mich persönlich äußern.

 Unsere laufende Ausstellung „Picasso, Beckmann, Turner und andere - Geschichten, die das Meer erzählt“ wird in der SZ am 21. April 2025 von Sabine Reithmaier sehr gelobt:


„Michael Beck, gebürtiger Tegernseer, im Hauptberuf Galerist in Düsseldorf und seit November 2020 Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft, folgt darin wieder dem bereits bewährten Prinzip, befreundete Kunstsammler um Leihgaben zu bitten. Da sein Netzwerk nach 30 Jahren in der Branche groß ist, verdankt das kleine Museum seinen Kontakten schon eine ganze Reihe von ungewöhnlichen Ausstellungen, unter anderem die fantastische Gerhard-Richter-Schau aus der Sammlung von Thomas Olbricht im Vorjahr. Sie brachte bislang auch die meisten Besucher ins Haus. „Inzwischen zählen wir 25-bis 30000 Gäste im Jahr“, sagt Beck stolz.“


Und weiter:


„Dieses Mal widmet er sich in seiner Funktion als Kurator dem Motiv des Meers. […] Privatsammler haben Beck ihre Schätze zur Verfügung gestellt, oft Arbeiten, die schon lange nicht mehr gezeigt worden sind, was die Ausstellung sehenswert macht.“ […] „Die stilistische Vielfalt ist, wie immer in den Tegernseer Ausstellungen, groß, die Qualität der meisten Exponate hoch, die Hängung dicht. Beck kennt die meisten Bilder gut, einige hat er vermittelt.“ 


Bei Jörg Häntzschel, auch von der SZ, klingt der Bericht über dieselbe Ausstellung am 24. Juni 2025 komplett anders, und zwar so:

 „… wem nicht auffällt, dass kein öffentliches Museum einen so beliebigen Mix aus Wellen-, Sand- und Bade-Bildern zeigen würde, der wird nicht erkennen, wer hier was verantwortet.“


Häntzschel erwähnt in seinem Artikel meinen Namen 22-Mal, in diskreditierender und rufschädigender Weise. Ich denke, niemandem von Ihnen ist es verborgen geblieben, dass es in den letzten Jahren für meine ehrenamtliche Tätigkeit für die gemeinnützige Olaf Gulbransson Gesellschaft alleine durch meine als Kunsthändler und Galerist internationalen Beziehungen zu Sammlern möglich war, außergewöhnliche Bilder in unser kleines Haus zu bringen. Dadurch konnten wir nicht verkäufliche und der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugängliche Kunstwerke am Tegernsee ausstellen, alles private Leihgaben, die die Leihgeber im Anschluss wieder in ihren Räumlichkeiten aufhängen. Eine unterstellte Wertsteigerung der Bilder als Motivation für diese Ausstellungen und Leihgaben zu behaupten ist absurd, und mit Verlaub: Diese großartigen Bilder etwa von van de Velde, Beckmann, Feininger und anderen gewinnen nicht an Wert, weil sie am Tegernsee gezeigt werden. Sie locken aber eine Vielzahl von Besucherinnen und Besuchern in unser Haus, die nach Besichtigung der Sonderausstellung über den unterirdischen Durchgang in die ständige Präsentation der Olaf Gulbransson-Sammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gehen können: Das sind jetzt eben jährlich bis zu 30000 an Stelle von 6000 vor meiner Zeit.


Entgegen Häntzschels Schilderungen geht es mir bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Gesellschaft vor allem darum, hochkarätige Werke – jenseits der üblichen Metropolen – zu zeigen und dadurch neue Menschen für die Kunst zu begeistern. Ich liebe meine Heimat und möchte ihr natürlich auch etwas zurückgeben. Ich achte immer höchstgenau auf etwaige Interessenskonflikte und hielt meine Galerie stets außen vor. Deswegen stand es zum Beispiel von Anfang an fest, dass meine Galerie nicht an dem „Chambre d´amis“, der Cross-Over-Verkaufsausstellung von zehn hervorragenden Kollegen, die Ende Juli in den Räumen der Olaf Gulbransson Gesellschaft stattfindet, teilnimmt.


Und ja, neben meinem ehrenamtlichen Engagement bin ich in erster Linie Galerist und Kunsthändler: Alleine in diesem Jahr nehme ich an neun internationalen Kunstmessen teil - von Maastricht, New York, Paris, Shanghai und weiteren Städten. Dies habe ich nie verschwiegen, sondern ganz im Gegenteil immer für unsere Gesellschaft genutzt. Häntzschel stellt es als anrüchig dar, meine in über vierzig Jahren aufgebauten Freundschaften zu Sammlern für Leihgaben für ein öffentliches Haus zu nutzen. Ich sehe das vollkommen anders und meine, dass wir genau durch diese Kontakte großartige Ausstellungen organisieren konnten und gerade keine Steuergelder dafür benötigten. Meint Häntzschel, ein Kurator sollte die Kunst ausstellen, die er nicht kennt und nicht bewerten kann von Sammlern, die er nicht kennt? Einen „externen Showroom“ brauche ich nicht. Show habe ich weltweit mehr als genug.

 Häntzschel schreibt, dass die „Grenzen zwischen öffentlichem Museum, gemeinnützigen Verein und privater Galerie“ fehlen und schlussfolgert, dass dieser Zustand das Ansehen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen beschädige. Wenn also in den Räumen der Olaf Gulbransson Gesellschaft ein Picasso, Chagall, Richter und viele andere gezeigt werden, und mit diesen Ausstellungen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in Verbindung gebracht werden, soll dies nach Ansicht des Journalisten ein Schaden für diese sein? 


Klarstellen möchte ich auch, dass das im Artikel angesprochene Bild von dem nach Ansicht des Journalisten „wenig bekannten“ Heribert Ottersbach, dessen Oeuvre mit Einzelausstellungen in der Villa Stuck, Kunsthalle Hamburg, Kunstmuseum Düsseldorf, Folkwang Museum Essen, Museum Frieder Burda und vielen anderen gezeigt wurde, nicht von mir oder „Beck & Eggeling“ verkauft worden ist, und dieses seit langem einem Sammler gehört, der es uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat und jetzt sechs Monate entschädigungslos auf eine leere Wand schaut.


Aber statt eine konstruktive Diskussion über unser Modell der erfolgreichen Führung eines gemeinnützigen Vereins anzuregen, greift mich Häntzschel in seinem Artikel boshaft und destruktiv an: „Idylle mit Interessenkonflikt“. Fair ist das nicht.

 Diese Diskussion über unsere Ausstellungspolitik werden wir nun öffentlich führen, übrigens gerne auch mit Jörg Häntzschel in einem unserer „Face to Face-Gespräche“. Denn: Selbst wenn mir mein ehrenamtliches Engagement auch irgendeinen Vorteil als Galerist brächte, wäre das so verwerflich? Ich halte es für richtig, dass „verborgene Schätze“ der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.


Ich freue mich über Ihre Beteiligung.

 

Herzlich

Ihr

Michael Beck

Vorstandsvorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee